Interview mit Midriff – anlässlich ihres neuen Albums „Doubts & Fears“

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MM: Hallo! Danke, dass Ihr Euch Zeit für ein Interview nehmt.
Gestern ist ja Euer neues Album „Doubts & Fears“ rausgekommen. Ich hoffe, Ihr habt keine Zweifel und Ängste diesbezüglich! Auch wenn das Album brandneu ist, habt Ihr schon ein Feedback bekommen?

Paul: Das Ganze hat natürlich eine enorme Vorlaufzeit, bis so ein Album auf den Markt kommt. Aber da weiß Jeremy besser Bescheid.

Jeremy: Ich bin die „Marketing-Schlampe“ der Band sozusagen. Für so ein Album wie wir es gestern rausgebracht haben ist die Mindestvorlaufzeit promotiontechnisch ca. 3 Monate und dementsprechend wird es seit Februar im Mitteleuropäischen Raum stark beworben – über verschiedenste Agenturen.

MM: Wie lange hat’s gedauert, bis Ihr mit dem Album zufrieden wart und gesagt habt: „O.K. Jetzt kann’s unters Volk.“?

Jeremy: Wir waren die letzten 2 ½ Jahre sehr viel auf Tour, haben sehr viele Konzerte gespielt und haben dann im Februar 2014 fast alle Songs innerhalb von ein paar Wochen geschrieben und vorproduziert, sind danach aber wieder auf Tour gegangen und haben erst Ende Juni 14 Zeit gehabt das Ganze aufzunehmen. Das ist aber dann schnell gegangen, bis Sommerende waren wir fertig.
Danach haben wir die Songs mischen und mastern lassen und waren eigentlich vor Weihnachten mit dem kompletten Album und allem Drumherum fertig. Aber dann mussten wir geeignete Vertriebskanäle finden.

MM: Ich habe mich ein bisschen durch Euch „durchgehört“. Eure älteren Songs waren eher grungeiger, melodiöser, wie z.B. bei „Broken Dreams“ und eine Spur weicher. Ich hab dabei an Soundgarden oder Alice in Chains denken müssen. Vom neuen Album habe ich bis jetzt zwar nur „Outcry“ gehört, aber das klingt schon um einiges härter und ist mehr auf Stoner Rock. Würdet Ihr sagen, dass Ihr musikalisch angekommen seid, „erwachsen geworden“ seid?

Paul: Also, ich denk nicht, dass du als Musiker irgendwann angekommen bist. Du veränderst dich immer, die Musik ist ja auch unser Sprachrohr und unser Leben. Das Erlebte wird in unserer Musik verarbeitet. Wenn das gleich bleiben würde, dann wär’s tragisch. Das neue Album ist sehr abwechslungsreich, von ganz laut bis ganz leise ist alles dabei und auf das sind wir auch sehr stolz.

MM: Man hört auch Countryeinflüsse raus, also nicht den John-Denver-Style, sondern eher den neueren, härteren Country wie z.B. Toby Keith. War das von Euch beabsichtigt oder ist Euch das eher „passiert“?

Paul: Countryeinflüsse sind ganz klar da. Jeremy und ich hören Countryrock, Josh vielleicht nicht so. Wir haben zwar alle einen ähnlichen Musikgeschmack, aber jeder bringt eben seine Vorlieben mit ein und das hört man.

MM: Paul, Du bist der „trällernde Drummer“, was ja eher selten vorkommt. Du bist somit ja quasi ein Multitasking-Genie. Hast Du einen Tipp für Drummer wie man das am besten schafft ohne sich permanent zu verspielen? Oder ist das einfach eine Talentfrage?

Paul: Es ist wahnsinnig viel Talent, aber auch irrsinnig viel Playback (Gelächter) – nein, Übung. Und einer muss es ja machen und es nicht viel mehr dabei als würde man zur Gitarre singen.

MM: Deine Stimme hat sich auch weiterentwickelt, nicht, dass Du vorher nicht gut gesungen hättest, aber jetzt klingt sie doch voller, tiefer und ausgeprägter. Hast Du an Deiner Technik gefeilt, Gesangsunterricht genommen oder einfach Deinen Zigarettenkonsum gesteigert?

Paul: Ich rauche nicht mehr und hab auch den Whiskeykonsum eingeschränkt. (*grins*) Wenn man viel singt wird man einfach besser und feilt an der Technik, aber Gesangsunterricht hab ich nie gehabt. Ich hab mich viel damit beschäftigt, viel gelesen, das schon, aber keinen Unterricht genommen.

MM: Hast Du gesanglich Vorbilder? Also mich erinnert Deine Stimme an eine Mischung aus James Hetfield, Chris Cornell und Glen Danzig.

Paul: Absolut nicht! Ich hab nie versucht jemanden zu imitieren, dass würde sowieso nicht gutgehen. Ich mag zwar Einige sehr gerne, aber einen echten Favoriten hab ich nicht. Den Chris Cornell habe ich aber lange gehasst, aber mittlerweile liebe ich ihn!

MM: Ihr seid ja jetzt wirklich schon lange keine „Weekend Rocker“ mehr, wart viel unterwegs. Wie unterschiedlich ist das Publikum Eurer Meinung nach in Österreich, Deutschland, Italien und England. Weil wir Österreicher sind ja leider eher als „Schnarchnasenpublikum“ bekannt.

Jeremy + Paul: In Holland, Ungarn, Tschechien auch.

Paul: Beschweren können wir uns nicht!

Josh: Gestern war’s nicht so, dass die Österreicher die „Schnarchnasen“ waren. (Anm. d. Red: gemeint war der Gig am 29. Mai in Mittersill/Szbg.)

Jeremy: Das mit dem Publikum ist ganz unterschiedlich. Oft sind die Leute in großen Städten zurückhaltender, vielleicht sind sie verwöhnt, weil es ein größeres Angebot an Konzerten gibt, und die Leute am Land flippen da schon mehr aus und haben Spaß. Pauschalieren kann man das aber nicht.
Man merkt aber, dass das deutsche Publikum sehr treu ist und kauft auch viel am Merchstand ein. Im Gegensatz z.B. zu Ungarn.
Aber ich sag mal so: Wenn der Funke überspringt, dann ist es sch…egal, wo man spielt. Wenn man mit den Leuten eine coole Party feiert, dann geht’s richtig ab.

MM: Euch gibt’s ja jetzt schon seit 2010. Wie habt Ihr zueinander gefunden?

Joshua: Das ist schwierig, weil Jeremy und ich ja Brüder sind.

Jeremy: Wir machen schon lange zusammen Musik. Im Sommer 2008 sind diverse Schulbands von uns in die Brüche gegangen und wir haben einen Drummer und einen Sänger gesucht. So haben wir den Paul dazu geholt, was sehr praktisch ist, weil er ja Drummer UND Sänger ist. 2010 ist die dann die erste LP mit eigenen Songs rausgekommen. Wie viele Start Ups waren wir zuerst als Rock-Cover-Band unterwegs. Den Paul kennen wir aber schon lange über ein paar Ecken. Unsere Cousins sind mit seinen Brüdern sehr gut befreundet sind. Wir sind aus einer kleinen Gemeinde und da kennt man sich halt.

MM: Euer Name „Midriff“ – im „Urban Dictionary“ habe ich die Definition nachgelesen: Ihr seid also die „unschuldige Schlampe“? Oder habt Ihr bei der Namensgebung einfach nur ans Zwerchfell gedacht?

Jeremy: Taille gibt’s auch noch! Wir haben nach einem Namen gesucht, der den „Rauschtest“ übersteht und „Midriff“ kann man auch noch betrunken um 3:00 früh aussprechen.

MM: Ihr klingt ja sowohl „angsteckt“ als auch unplugged sehr fein. Was habt Ihr lieber? Elektrik oder Natur pur?

Paul: Beides. An manchen Tagen mag man’s lieber lauter, an manchen leiser. Aber beides hat seinen Reiz. Wenn die Menge tobt, ist das schon sehr fein. Aber wie gesagt: wir mögen beides.

MM: Wir sind ja heute beim Metalchampfinale – habt Ihr schon die Möglichkeit gehabt Euch die eine oder andere Band anzuschauen? Oder habt Ihr sogar schon einen Favoriten?

Josuha: Wir sind ja erst bei der Hälfte! Aber es gibt schon Tendenzen!

MM: Möchtet Ihr den Leuten da draußen, Euren Fans noch etwas sagen?

Jeremy: Schaut’s einfach mal auf die MIDRIFF WEBSEITE oder auf die MIDRIFF Facebook-Seite – wir sind heuer am Nova Rock und am Donauinselfest, viele Dates stehen an – feiert’s a leiwande Liveparty mit uns! Würde uns freuen!

Paul: Kauft’s das neue Album. Es ist um läppische € 15,- zu haben: auf Vinyl, auf CD und digital als Download.

Jeremy: Der Vorteil bei CD + Vinyl: es sind 3 Songs mehr drauf! Wir wollen, dass die Leute wieder Tonträger kaufen!

MM: Vielen Dank für’s Interview – wir freuen uns schon auf’s Konzert heute.

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